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Ernährung von Hunden bei CNI

(chronischer Niereninsuffizienz)

 

Die Niere ist ein paarig angelegtes , bohnenförmiges Organ , in der vorderen Lendengegend liegend. Die Nieren sind die Klärwerke des Körpers. Sie produzieren den Urin und scheiden damit Abfallstoffe wie den Harnstoff aus, die im Körper entstehen oder über die Nahrung aufgenommen wurden .

Somit sind die Hauptaufgaben der Nieren:

  • Filtration und Ausscheidung von harnpflichtigen Substanzen

  • Regulation des Säure- Basen- Haushalts

  • Regulation von Wasser und Elektrolythaushalts

  • Bildung von Hormonen

  • Regelung des Blutdrucks (über das in der Niere produzierte Hormon Renin)

 

Die Funktion der Nieren ist für den Körper extrem wichtig. Der Körper besitzt einige Mechanismen , um eine fehlende Nierenfunktion längere Zeit zu kompensieren. Erst wenn etwa 60- 70% der Nierenfunktion eingeschränkt sind, machen sich daher erst die typischen Symptome bemerkbar.

Es gibt einige verschiedene Nierenerkrankungen beim Hund, jedoch ist die chronische Niereninsuffizienz die mit Abstand am häufigsten auftretende Nierenerkrankung. Eine chronische CNI entwickelt sich oft langsam, schleichend, oft über Jahre hinweg, bis dann irgendwann Symptome auftreten, oder die Nierenwerte im Zufallsbefund auffällig sind. Leider ist eine CNI irreversibel, das heißt, die Niere kann ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr zurück erlangen und die Erkrankung kann nicht rückgängig gemacht werden. Bereits geschädigtes Gewebe kann sich nicht mehr erholen. Mit der richtigen Ernährung und einigen Nahrungsergänzungsmitteln kann man den Verlauf der Erkrankung allerdings verlangsamen.

 

Gerade im Anfangs- oder mittleren Stadium sind folgende Symptome typisch für eine CNI:

 

  • Erhöhte Aufnahme von Wasser und dadurch eine erhöhte Urinausscheidung

  • schlechtes Fressen

  • Erbrechen und Durchfall

  • Bluthochdruck

  • Gewichtsabnahme, Müdigkeit und schlechtes Fell

  • Leistungsschwäche und ein reduzierter Allgemeinzustand

  • schmierige Zahnbeläge

 

Im fortgeschrittenen Stadium können dann noch folgende Symptome hinzu kommen:

 

  • typischer Ammoniak- Maulgeruch

  • Anämie

  • Geschwüre der Maulschleimhaut

 

Die Diagnose CNI wird anhand von Blutwerten und einer Urindiagnostik über den Tierarzt gestellt. Eine CNI wird in unterschiedliche Stadien eingeteilt und hiernach passe ich auch den Ernährungsplan immer wieder neu an. Hierfür benutze ich das von der International Renal Interest Society herausgegebene Staging – Schema. Nach diesem Schema wird die CNI in 4 verschiedene Stadien eingeteilt. Jedes Stadium erfordert seine eigene , individuelle Ernährungsanpassung.

Die Blutwerte werden in der Regel meist halbjährlich kontrolliert. Ich benötige daher immer wieder die aktuellen Blut und Urinwerte, um den Ernährungsplan ggf. einem neuen Stadium passen zu können. Eine Nierendiät in Stadium 4 ist natürlich deutlich strenger, als eine Diät in Stadium 1. Deshalb gilt auch hier: Eine pauschale Nierendiät für alle Hunde gibt es nicht!!!!

Mit einer angepassten Ernährung wollen wir die Niere entlasten und das Voranschreiten der Erkrankung verlangsamen. Ziel ist es hierbei natürlich die Symptome zu lindern, Gewichtsabnahme zu verhindern , das Futter schmackhaft zu gestalten und somit den Hund mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.

 

Fütterungshinweise:

 

Bei der Fütterung sollte die Niere geschont werden. Hier spielen deshalb insbesondere der Proteingehalt und der Phosphatgehalt eine wichtige Rolle

 

Proteingehalt:

  • Der Proteingehalt der Futterration muss je nach Stadium gesenkt werden, bzw. sollte eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Aus diesem Grund wird in Nierendiätplänen nicht die Futtermenge angehoben, sondern die Fettmenge angehoben, oder Kohlenhydrate eingesetzt ( wird kein Fett vertragen). Eine zu frühe Proteinreduktion ist nicht immer sinnvoll. Erhöhte Mengen an Proteinen sollten aber auch vermieden, weshalb ich die Futtermenge nicht unnötig anhebe, sondern eher senke.

  • Stärkereiches Gemüse wie Kartoffeln liefern meist nicht genug Energie, deshalb sollte lieber ( Pseudo)- Getreide eingesetzt werden.

  • Verwenden Sie nur hochwertige Proteine , wie Muskelfleisch ohne Haut und Sehnen und ohne viel Bindegewebe

  • Kaufen Sie lieber mageres Muskelfleisch, welches wir mit Zusatzfett anreichern

  • Vermeiden Sie schwer verdauliche / bindegewebsreiche Nahrungsmittel wie Pansen, Lunge, Haut und Knochen

  • gerne baue ich je nach Stadium auch Milchprodukte mit in die Ration ein. Diese können den Proteingehalt ebenfalls senken

  •  

Reduktion von Phosphat:

  • Ob und wie stark Phosphat gesenkt werden muss, hängt wieder von dem Stadium ab, in dem sich Ihr Hund befindet. Eine zu frühe Phosphatreduktion ist auch hier nicht immer von Vorteil. Prinzipiell können wir Phosphat senken, in dem wir den Fettanteil anheben ( oder Kohlenhydrate verwenden) und somit die Futtermenge wieder senken.

  • Phosphat-reiche Lebensmittel wie Knochen , Fisch und Innereien werden je nach Stadium ersetzt, bzw. deren Anteil wird gesenkt.

  • Evtl. kann man auch Milchprodukte oder gegartes Eiklar mit im Plan einbauen, um den Phosphatanteil zu reduzieren.

  • Im stark fortgeschritten Stadium wird Ihr Arzt evtl. Phosphathemmer verordnen.

  • Um die Niere zu schonen , sollten die phosphatreichen Lebensmittel auf alle Mahlzeiten verteilt verfüttert werden.

 

 

 

Allgemeine Hinweise zur Fütterung:

 

  • Tiere mit einer fortgeschrittenen CNI haben häufig Untergewicht, weshalb ich entweder den Fettgehalt erhöhe, oder Kohlenhydrate mit in den plan einbaue ( wenn Fett nicht in höheren Mengen vertragen wird). Bei einem Nierendiätplan werden einige Punkte mit berücksichtigt.

  • Da auch auf Natrium geachtet werden muss, vermeiden Sie bitte überflüssige Salzzufuhr. Versteckte Salze befinden sich gerne in Leckerlis, Tischresten oder gesalzene Fleischbrühe

  • ab Ende Stadium 2 ist meist eine gekochte Ration für Ihren Liebling besser verträglich und wird besser akzeptiert

  • Füttern Sie lieber mehrmals am Tag, als 1 oder 2 große Portionen. Das mehrfache Füttern bekommt Ihrem Hund bei dieser Erkrankung meist besser

  • Die Mahlzeiten sollten zimmerwarm verfüttert werden, dies ist besser verträglich

  • Viele Hunde trinken bei einer Nierenerkrankung vermehrt Wasser. Hier ist es wichtig, dass jederzeit sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht. Evtl. müssen manche Tiere sogar noch zum trinken animiert werden

  • Als Leckerlis bieten sich Gemüsestückchen im Speckmantel, vegetarische Kekse oder in geringen Mengen auch hochwertiges, getrocknetes Muskelfleisch an , was im Futterplan dann von mir berücksichtigt wird

  • regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt sind unerlässlich

  • der Futterplan sollte regelmäßig angepasst werden, sobald aktuelle Blutwerte vorliegen

 

 

Nahrungsergänzungsmittel bei CNI:

 

Gerade bei einer CNI ist es wichtig, die Niere nicht mit überflüssigen Nahrungsergänzungsmitteln zusätzlich zu belasten. Deshalb gibt hier insbesondere der Satz: Die Menge macht das Gift. Ich suche die einzelnen Nahrungsergänzungsmittel sehr sorgfältig aus und verwende lieber weniger , als mehr.

 

B- Vitamine:

da viele Hunde vermehrt trinken und dadurch auch vermehrt Urin absetzen, werden die wasserlöslichen B- Vitamine mit über den Urin ausgeschieden. Eine gekochte Ration sollte außerdem ebenfalls mit B- Vitaminen ergänzt werden, da diese hitzeempfindlich sind und zum Teil durch das Garen zerstört werden.

 

Omega 3 Fettsäuren:

Diese verbessern die Durchblutung der Nieren, lindern Entzündungen, wirken Bluthochdruck entgegen und verbessern den Fettstoffwechsel . Hier erhöhe ich die Dosis des Fischöls , welches im besten Fall mit einem Vitamin E angereichert ist. Meiden Sie aber bitte pflanzliche Öle wie z.B. Leinöl, Distelöl usw.. Diese eigenen sich nicht für die Fütterung unser Hunde. Wählen Sie ein gutes Fischöl in Braunglasflaschen.

 

Brennnesselsamen:

Sind eines der wichtigsten Nierentonika und sollten in JEDEM Nierenplan verwendet werden. Sie können die noch erhaltenen Nephronen schützen und helfen den Kreatininspiegel zu senken. Brennnesselsamen bitte nicht mit den Brennnesselblättern verwechseln , die harntreibend wirken. Dies tun Brennnesselsamen nicht. Brennnesselsamen sollten frisch vor der Fütterung gemahlen werden um eine noch bessere Wirkung zu erzielen ( z.B. in einer elektrischen Kaffeemühle)

 

 

Cordyceps:

Der Cordyceps zählt zu den Vitalpilzen und findet im Bereich der Mykotherapie Anwendung. Ich empfehle ihn noch nicht unbedingt in Stadium 1 und 2, da er maximal 6 Monate am Stück gegeben werden sollte. Der Cordyceps unterstützt die Nierenfunktion, wirkt entzündungshemmend und vitalisiert die eh schon geschwächten Tieren.

 

 

Synbiotika:

Gute Darmbakterien finden bei fast allen Erkrankungen Anwendung. Die meisten Erkrankungen , so auch die CNI, gehen mit dysbiotischen Veränderungen des Mikrobioms einher. Synbiotika verbessern die Nierenfiltrationsleistung und hemmen die Produktion urämischer Toxine .Es eignen sich nicht alle Synbiotika. Präparate mit Enterokokken sollten gemieden werden, da diese zu den Harnstoffspaltenden Arten zählen.

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